March 30, 2012 0

Алек Д. Эпштейн «Тотальная «Война». Арт-активизм эпохи тандемократии»

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In Moskau wurde das neue Buch “Total’naja “Vojna”. Art-aktivizm ėpochi tandemokratii” des Soziologen und Extremismusforschers Alek Ėpštejn vorgestellt.

Презентация новой книги «Тотальная «Война». Арт-активизм эпохи тандемократии» социолога Алека Эпштейна 23ого марта 2012 в Гилее

Презентация новой книги «Тотальная «Война». Арт-активизм эпохи тандемократии» социолога Алека Эпштейна 23ого марта 2012 в Гилее

Um es vorweg zu nehmen, eigentlich wurde in der Buchhandlung Gileja kein Buch präsentiert, sondern dem Autor die Gelegenheit gegeben, sich neben den üblichen Danksagungen für Fehler und der Aktualität und Brisanz des Themas geschuldeten Unzulänglichkeiten des Buches zu entschuldigen, bevor überhaupt jemand Kritik äußern konnte. Zugleich äußerte Ėpštejn die Hoffnung, von Seiten der Kunstwissenschaft werde sich endlich des Phänomens Vojna angenommen, da er selbst von einem genuin soziologischen Standpunkt aus keine ästhetischen Analysen liefern könne, jedoch immer wieder dazu befragt werde (Ansätze hierzu gibt es am ehesten von Ekaterina Degot und Andrej Erofeev in Zusammenhang mit der Verleihung des Innovationspreises 2010 an die Gruppe Vojna für ihr “Chuj v plenu u FSB”).

Ėpštejns Perspektive als Soziologe und Extremismusforscher auf die zeitgenössische Aktionskunst ist eine gesellschaftlich-politische: er betrachtet, wie schon in seinem Vorgängerwerk zum sog. “Extremismusparagraphen” (§282) des russischen Strafgesetzbuches “Policija myslej. Vlast’, ėksperty i bor’ba s ėkstremizmom v sovremennoj Rossii”, die politischen und medialen Reaktionen auf aktionistische Kunstformen in Russland und analysiert, wie diese durch die Aktionisten selbst hervorgerufen werden. Er zeigt die Absurdität des Extremismusvorwurfes auf, gegen den sich immer mehr zeitgenössische Künstler, Kuratoren und Aktivisten wehren müssen. Im Falle des Vojna-Buches geht damit häufig eine Dekonstruktion oder zumindest De-Ikonisierung der Aktionen selbst einher, die nicht nur als sattsam bekannte fünfminütige Youtube-Videos, sondern in ihrem gesamten Aushandlungs- und Produktionsprozess dargestellt werden. Andererseits geht er auch nicht dem unwiderstehlichen Charme des Lebens-Gesamtkunstwerkes “Vojna” auf den Leim, was nicht zuletzt damit zu tun hat, dass zwei der Protagonisten, Oleg Vorotnikov und Natal’ja Sokol, ihre Zusammenarbeit verweigerten.

Die Veranstaltung stand vollkommen unter dem Eindruck der jüngst erfolgten Verhaftung dreier mutmaßlicher Mitglieder der Gruppe “Pussy Riot” in Zusammenhang mit ihrem Auftritt in der Christus-Erlöser-Kirche in Moskau. Das Projekt Pussy Riot, welches als feministisches Nachfolgeprojekt aus Vojna hervorgegangen ist, bestimmte die Stimmung und das Thema der Diskussion, in welcher das Buch selbst kaum mehr eine Rolle spielte.

Am Ende wurde die über allem schwebende, wichtigste Frage angesprochen: Total’naja Vojna oder “Total’naja Vojna”? Geht es hier um Krieg mit oder ohne Anführungszeichen?

ссылки // Links:

Interview in der Kunstzeitschrift “Artchronik” // интервью в Артхронике

Fotodokumentation von Vladimir Telegin

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