Am Donnerstag, d. 19.9.2013 hielt ich einen Vortrag zu Andrej Monastyrskijs Videoperformance “Razgovor s lampoj” (“Gespräch mit der Lampe”) auf der Tagung “Leibesvisitationen. Der Körper als mediales Politikum in (post)sozialistischen Kulturen und Literaturen” in Leipzig. PROGRAMM

Innenhof des GWZO in Leipzig am historischen Ort (http://de.wikipedia.org/wiki/Specks_Hof), im Hintergrund der Turm der legendären Nikolaikirche (http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaikirche_%28Leipzig%29)
Selten ist man auf slawistischen Veranstaltungen als RussistIn in der Minderheit, aber die GWZO beschäftigt sich ja in der Hauptsache mit dem ostmitteleuropäischen Raum. So auch am ersten Tag der kleinen aber feinen Veranstaltung in der GWZO – nur zwei Vorträge im Rahmen des von Prof. Alfrun Kliems moderierten Panels “Körperprothesen und Medienkörper” drehten den Globus ein Stück weiter nach Osten – und boten in der Zusammenschau einen konzeptualistischen Rundumschlag (Julia Fertig und Micha Braun, der zu Vadim Zakharov sprach). Es gab ein reges Nachfragen, aber kaum zu den zur Diskussion gestellten Thesen, sondern eher zum zeitgeschichtlichen Kontext. Leider musste ich die Veranstaltung ziemlich fluchtartig verlassen, so dass ich an der Abschlussdiskussion des Tages nicht mehr teilnehmen konnte.
Mein eingereichtes Paper:
“Der 1985 aufgezeichnete Monolog Monastyrskijs “Razgovor s lampoj” (Gespräch mit der Lampe) avanciert in der Kunstgeschichtsschreibung zur ersten Videoperformance im Kontext der russischen nichtoffiziellen Kunst überhaupt. Anhand von spontanen Reflexionen über die Situation des Körpers vor der Kamera, sowie anhand von eigenen poetischen Texten aus dem Jahr 1975 entwirft Monastyrskij in diesem Videostück die Theorie einer performativen und interaktiven Ästhetik, die zum Großteil vom Subjekt unabhängig entsteht und den Autorenkörper um mediale, apparative und situative prothetische Elemente erweitert und so zu einem Kunstkörper macht. Parallell bedient sich der Künstler dennoch ausgiebig seines eigenen Körpers als Projektionsfläche und Zeichenträger, indem er ihn nicht nur nackt der Kamera präsentiert, sondern dazu noch bemalt. Diese eigentlich als Registratur von aus dem eigenen poetischen Werk gelesenen Strophen angedachte Körpergrafik entwickelt sich schnell als bildliche “Sammeldarstellung” kanonischer russischer Dichter (Fet, Tjutčev) und ergibt zusammen mit der individuellen Anatomie des Künstlers einen Totenschädel. Der Künstlerkörper Monastyrskijs wird in dieser Performance nicht nur erstmals mit der Videokamera konfrontiert, sondern positioniert sich gleichzeitig als Schnittstelle eines Kanonentwurfs zwischen toten und lebendigen Künstlern.”
- – - – - – - – -
[19.-21.09.2013
Ort: GWZO, Specks Hof (Eingang A) Reichsstr. 4–6, 04109 Leipzig
Interdisziplinäre Tagung | Leibesvisitationen. Der Körper als mediales Politikum in (Post)Sozialistischen Kulturen und Literaturen
Veranstalter: GWZO-Projektgruppe Spielplätze der Verweigerung in Kooperation mit den Universitäten Berlin (HU), Bydgoszcz und Łódź]
Tags: Andrej Monastyrskij, Gespräch mit der Lampe, GWZO, Leibesvisitationen, Spielplätze der Verweigerung, Андрей Монастырский, Разговор с лампой, Я слышу звуки
[...] im september fand im leipziger gwzo die konferenz „leibesvisitationen“ statt (HIER), die den körper des künstlers als mediales politikum in postsozialistischen kulturen und literaturen thematisierte. dort sprach ich über monastyrskijs videostück „razgovor s lampoj“ als paradoxem monument zwischen dem testlauf einer archivischen autoamputation und der im ergebnis weiter perpetuierten selbstarchivierung (HIER). [...]